Der seit dem 19. Jahrhundert so bezeichnete Antisemitismus ist die christianisierten Europa über viele Generationen herrschend gewordene Form vor dem bedrohlichen Fremden innerhalb- und außerhalb des „Eigenen“ oder „Gewohnten“, der „Xenophopie“. Als Repräsentanten des bedrohlichen Fremden gelten der Bevölkerungsmehrheit die Angehörigen der jüdischen Minderheiten, eigentlich aber deren Phantom. Solange gravierende Ungleichheit und das sie begleitende Ohnmachtsgefühl das Leben der Mehrheit bestimmt, bleibt die Droge „Antisemitismus“ für zahllose Menschen attraktiv. Der Sozialphilosoph Helmut Dahmer war von 1968 bis 1992 Herausgeber der psychoanalytischen Monatszeitschrift „Psyche“ und lehrte bis 2002 Soziologie in Darmstadt. Zum Thema erschien von ihm 2020 „Antisemitismus, Xenophobie und pathisches Vergessen. Warum nach Halle vor Halle ist“ (Münster 2020).